Für den
Selbstbau von Aluminiumgehäusen für
Verstärker, Netzteile und andere elektronische Geräte
werden hier einige Konstruktionsideen und praktische Beispiele
vorgestellt. Wenn man individuelle Ansprüche an Design und
Funktion stellt, dann ist der Selbstbau die Lösung. Der
Aufwand ist allerdings recht groß. Die
handelsüblichen Geräte verzichten nicht umsonst
darauf, ein aus Einzelementen zusammengebautes Gehäuse das
außerdem wiederverwendbar ist, herzustellen. Aluminium ist
für unsere Zwecke ideal, denn es ist leicht, billig, leicht zu
bearbeiten und dabei stabil genug (Vorsicht: zuviel davon im
Körper ist
giftig). Es gibt verschiedene
Aluminiumlegierungen, z.B. mit Silizium und Magnesium. Dadurch
wird die Festigkeit erhöht und eine glänzendere
Oberfläche erzielt. Auch die elektrische
Leitfähigkeit läßt sich durch Beimischungen
anderer Metalle beeinflussen. Reines Aluminium ist eher nicht zu
empfehlen, weil es zu weich und matt ist. Bei einem Gehäuse
mit
sechs einzelnen Seiten kommt man überall an den
Innenaufbau
heran und alles ist austauschbar. Den
Deckel könnte man auch mit Magneten befestigen, nur so als
Idee, falls man das Innenleben öfter mal bearbeiten oder
einfach nur zum Spaß besichtigen will. Die folgenden
Gehäuse
werden einfach mit "groß", "mittel" und "klein"
o.ä. identifiziert.
Ganz unten ist noch ein
Hinweis für ein wasserdichtes Gehäuse.
Benötigtes Werkzeug und Maschinen
Wenn man alles selbst machen will, braucht man folgende Dinge:
Tischkreissäge oder Stichsäge, Minibohrmaschine mit
Bohrständer,
große Bohrmaschine und Bohrständer, Eisenfeile,
Schraubendreher, Reißnadel, Vorkörner,
Stahlmaß, Senkbohrer für 3mm und einen
größeren zum Entgraten, Gewindeschneider 3mm,
Stahlbohrer 1mm, 2,5mm und 3mm, U-Profile, ein Stück Holz als
Bohrunterlage. Für das Gehäuse selbst werden
benötigt: ca. 1000 Schrauben (3x10mm
Senkkopf), Aluminiumbleche: 2, 2,5 oder 3mm,
Vierkant-Aluminiumstäbe 8 x 8 mm.
Großes Gehäuse z.B. für Endstufen
Normale Hifi-Geräte für den Hausgebrauch sind im
Durchschnitt 17 Zoll breit, das sind 17 x 2,54 = 43,18 cm, wobei die
Spanne von 42-45cm reicht. Mit den Maßen kriegt man so oft zu
tun, daß so krumme Werte für uns Freunde gerader
Zahlen unbrauchbar sind. Die Breite des
mittelgroßen Gehäuses wird somit ein für
alle mal auf 43 cm festgelegt. Wenn jemand fragt, dann sind das 17'' !
Die Höhe rankt sich bei allen
Mittelklasse-Hifi-Geräten die ich gemessen habe, um die 9cm.
Das reicht, um Trafo und Kühlkörper für eine
2 x 80W-Endstufe unterzubringen. Die Tiefe orientiert sich an
Standardregalböden (25, 30 oder 40cm). Da
für
die Anschlüsse noch Platz sein muß, darf es
für die Gehäusetiefe etwas
weniger sein, also wählen wir ohne Umschweife 35cm als
gültige Tiefe. Durch eigene Versuche hat sich gezeigt,
daß biegen Mist ist, sowohl optisch als auch praktisch. Nun
hat der Würfel sechs Seiten, also braucht man sechs
Aluminiumplatten. Damit es stabil wird, sollte eine Stärke von
3mm gewählt werden (wer mehr will muß seine
Maße entsprechend anpassen). Diese Rechnerei ist
müßig, deswegen werde ich die genauen Maße
einfach hinschreiben.
Aneinanderfügen der 6 Bleche
Da die Frontplatte am meisten betrachtet wird, ist sie "dominant", das
soll heißen, sie verdeckt alle Kanten der angrenzenden
Bleche.
Sie hat also die vollen Maße 43 x 9cm.
Am zweitdominantesten ist der Deckel, er überragt die Seiten
und die Rückwand: 43 x 34,7 cm
Das nächst logische in dieser Hirarchie ist die
Rückwand, sie springt voll zurück, weil man sie
sowieso nicht sieht: 8,4 cm x 42,4 cm.
Somit bleibt für die beiden Seitenteile je einseitige
Dominanz: 34,7 x 8,4 cm
Diese Zeile ist für den reibungslosen Arbeitsablauf: 2.
Seitenteil: 34,7 x 8,4 cm.
Die Bodenplatte hält sich fast ganz zurück: 42,6 x
34,7 cm.
Wie verbindet man die Teile stabil miteinander?
Das beste und universellste was es gibt, ist eine Verschraubung mit
Vierkant-Aluminiumstäben. Für dieses und
ähnliche Gehäuse werden solche mit den
gängigen Maßen 8 x 8mm benötigt. Die
Stäbe werden oben und unten ringsum von außen
festgeschraubt. Die Stäbe für die Frontplatte werden
aber am besten nur in den vier Ecken geschraubt, weil das besser
aussieht. Zusätzlich werden sie festgeklebt und zwar mit
Zwei-Komponenten-Kleber in einem Backofen. Vorsicht!
Zwei-Komponenten-Kleber ist Giftig! Aus Aluminium-U-Profilen und ein
paar Schrauben lassen sich viele provisorische Schraubzwingen zum
Fixieren basteln. Die Rückwand wird ebenfalls geklebt - sieht
auch besser aus. Auf diese Weise kommt man mit je vier Schrauben in den
Ecken aus - das geht optisch in Ordnung, finde ich.
Nachtrag: Wenn die Frontplatte stark genug ist, so ab 4-5mm, dann kann
man sie auch von hinten verschrauben, statt zu kleben.
Die Längenmaße der Vierkantstabe
4 x (43 - 2 * 0,3 - 2 * 0,8) = 40,8 cm
4 x (35 - 2 *
0,3)
= 34,4 cm
Das war´s schon mit den Stäben.
Das Bodenblech wird mit 16 Schrauben befestigt, also 4 auf allen
Seiten.
Der Deckel kommt sicherheitshalber auch auf 16.
Die Seitenteile haben 2 * 6 = zusammen 12
Front + Rück, wie erwähnt = 8
Summe: 52 Senkkopfschrauben 3 x 10
Achtung: Hauptbohren immer nur mit 2,5mm- Bohrer für 3mm
Gewinde.
Hinweis zum mittigen
Bohren der
Stäbe: Den Stab auf eine ebene Fläche legen,
Reißnadel
flach hinlegen und ggf. irgendetwas darunterlegen, dann
anreißen
- umdrehen - anreißen. Danach am besten unter dem Mikroskop
mit
der Reißnadel vorkörnen. Für Durchbohrungen
die
Rückseite ebenso vorbereiten. Vorbohren mit 1mm oder
1,5mm-Bohrer (für Durchbohrungen wiederum von beiden Seiten).
Drehgeschwindigkeit so einstellen, daß sich lange
Späne
kringeln (also eher langsam).
Die Position der Schrauben
Die Schrauben sind alle nach dem goldenen Schnitt
(de.wikipedia.org/wiki/Goldener_Schnitt) verteilt;
das scheint optimal zu sein. Hier den Beweis dafür zu
entwickeln, würde aber zu weit führen. Beim goldenen
Schnitt wird eine Strecke ein mal so geteilt, daß das
Verhältnis der Abschnitte der Reihe nach gleich ist. Das
Ergebnis ist (SQR(5)-1) / 2 = 0,618. Die Differenz zu 1 ist
nach Adam Riese 0,382. Eine einzige Teilung ist aber für
unsere Zwecke noch nicht brauchbar, denn eine einzelne Schraube
irgendwo zwischen Tür und Angel ergibt keinen Sinn. Sondern es
werden für die vernünftige Befestigung von Elementen
zwei oder mehr Schrauben benötigt. Die ganze Strecke sei c,
die größeren Teilstrecken a
und die kleineren b. c = 1 ! Die Anzahl der Schraublöcher wird
den Variablen nun als Index
angehängt, der Rest ist (hoffentlich) logisch und wird hier
noch nicht weiter erklärt. Die Ergebnisse lauten:
b1 = 0,382; a1 = 0,618
b2 = 0,191; a2 = 0,618
b3 = 0,118; a3 = 0,382
b4 = 0,0854; a4 = 0,2764
Diese Zahlen gelten für alle Gehäuse dieser Bauart.
Weiter
mit dem großen Gehäuse: An die Seitenteile kommen 3
Schrauben. Der Deckel darf aber an der
Seite nicht 3 Schrauben haben, weil diese sich sonst kreuzen
würden. Es reichen für den Deckel an der Seite 2
Schrauben. Für vorne und hinten würde ich
für den Deckel je 4 Schrauben vorschlagen.
Die goldene Schraubenformel:
a = c x 1/ (n - 1 + g)
a = größere(r) Teilabschnitt(e), c = Länge
der Gehäuseseite, n = Anzahl der vorgesehenen Schrauben, g =
0,618
Damit braucht man die Zahlenkolonnen nicht mehr. Nun wird angerissen,
gesägt, vorgekörnt,
hauptgekörnt, vorgebohrt, gebohrt und Gewinde geschnitten bis
der Arzt kommt!
Nachtrag: Goldener
Schnitt hin
oder her: Hauptsache es ist stabil, man kommt voran und die
Schrauben kommen sich nicht im rechten Winkel oder sonstwo in die Quere.
Mittleres
Gehäuse
Grundfläche 24 x 24 cm, Höhe 7cm oder so. Mit der
Formel oben könnt Ihr die Schraubenlöcher jetzt
einfach berechnen. Die Vierkantstäbe werden alle symmetrisch
und gleich. Man gehe von den Außenmaßen aus.
Wasserdichte
Gehäuse
Als wasserdichtes Gehäuse für kleine
Schaltungen im
Naß- oder Außenbereich eignet sich eine
Kunststoffdose mit
Schraubdeckel bestens. Leere zylindrische Salbendosen gibt es in der
Apotheke für 1-2€. Als flache Formate lassen sich
entleerte
Salbendosen wiederverwenden. Die billigste Schraubdose (0,50€)
findet
sich als Probiergröße im Drogeriemarkt. Sie ist sehr
klein,
zweckdienlich
geformt, relativ stabil und sicher regenwasserdicht. Sie wiegt 7g und
hat einen Rauminhalt von 22,6 cm^3. Die enthaltene parfümierte
Babysalbe kann leicht entfernt werden, falls man kein Baby hat.
Nachteil: das
Babyblau sieht voll ätzend aus und lockt Wespen an. Diese
bemerken
jedoch den Irrtum schnell. Es gibt aber auch welche in grün.
Hurra! Diese Minidosen gibt
es neuerdings in weiß! - Und wieder nicht...das
ändert sich ständig. Eine
weitere Möglichkeit, Schaltungen wasserdicht unterzubringen,
bieten
billige Kalzium- oder Vitamintabletten im Kunststoffröhrchen
aus dem Supermarkt.
Der Deckel wird zwar gestopft und nicht geschraubt, aber er
hält
fest und wasserdicht. Verzehr des Inhalts auf eigene Gefahr!
Module für das Röhrchen müssen
natürlich sehr
schmal sein. Dafür passen auch noch zwei Babyzellen rein.
Salbendose in
"Probiergröße" als wasserdichtes Gehäuse
Vierkant-Aluminiumstäbe 8x8x25mm für ein
Miniatur-Modulgehäuse