Wie entwickelt man Elektronik? - Philosophie und Praxis der Innovation
Die Natur kommt uns bei der Forschung
entgegen.
Zwang erzeugt nur Instabilitäten. Der Weg zum Ziel ist von
einer mühsam
ersehnten Einsicht in die Natur der Elemente geprägt. Die
Natur bringt uns
Wohlwollen entgegen und nimmt unsere Ehrfurcht an. Das ist die gleiche wohlwollende gegenseitige
Achtung, wie sie auch jedem Lebewesen gebührt. Jede technische
Grundstruktur,
auch primitive, wenn sie zuende gedacht wurde, zeigt ihren fraktalen
geistigen
und lebendigen Charakter, wenn nicht an sich selbst, dann beim Versuch,
sie in
eine Kategorie einzuordnen, indem die Entscheidung dazu bis ins Atom
geschärft
sein muß, weil es sonst nicht überall
paßt. Unverhältnismäßig große
Mühe haucht der scheinbar toten Materie Geist und Liebe
ein, was sie stabilisiert und dienstbar macht.
Das
Geschenk der Erkenntnis beruht sowohl auf Gleichberechtigung
zwischen dem Ganzen und seinen Arten, als auch auf der Harmonie
zwischen Geist und Lust. Wer dagegen den Geist durch Trugbilder und
Stereotypen verengt und betäubt, wer die Ordnung erzwingen will,
wer der Herr sein will über das, in dem er ist und das
gleichzeitig in ihm ist, dem bleibt der köstliche Quell der
Erkenntnis verborgen.
Durch mannigfaltige Prüfsteine und Instanzen muß das Werk erst noch seine Echtheit beweisen. Tiefe und nachhaltige Freude über
den Erfolg
stellt sich ein, indem man endlich hinter den Kulissen hervorkommt und
sich im
Zuschauerraum langsam akklimatisiert.
*
Zuerst sollte man genau wissen, was man will. Das ist die
Idee. Es gibt mehrere Herangehensweisen.
Entweder versucht man, ein möglichst simples Prinzip zu finden
oder man erweitert den Lösungsweg, indem man großen
Aufwand betreibt und anschließend auf das
Grundprinzip zurückentwickelt.
Von da aus beginne man mit der Verbesserung.
Wenn das auch nicht klappt, guckt man ab und untersucht, was andere
falsch gemacht haben.
Dauert alles zu lange, wendet man das Notfallprinzip an. Es besteht
darin, mit äußerstem Aufwand überhaupt
einen
nachweisbaren Effekt zu erzeugen, mag er noch so klein sein. Entweder
hebt man damit ab, oder man führt das Reparaturprinzip durch:
Reparieren ist leichter als entwickeln. Entweder
ist ein Effekt nachgewiesen, dann kann man zusehen, wie man ihn
verstärkt. Dabei gelten folgende Regeln: Wenn es funktioniert,
fasse es nicht mehr an! Du kannst es unter äußerster
Vorsicht versuchen zu stabililisieren. Warte und beobachte, ob es
wirklich stabil ist. Dann baue es nach. Geht gar nicht um einen
seltenen Effekt, sonder lediglich um das Anwenden aller Regeln der
Kunst? - Da ist zuerst nichts. Vermutlich fehlt das Netzteil und das
Gehäuse. Sieh nur, die Spannung ist jetzt da. Da ist kein
Verstärker - ist überhaupt ein Signal da? - Baue den
Vorverstärker usw. Die Qualität reicht nicht, woran
liegt es? usw. usf.
Zwischendurch, nachdem man eigene Lösungsideen hat und sich
über die Kernfragen klar geworden ist, wäre es an der
Zeit,
Bücher, Zeitschriften und alte Schaltpläne zu
wälzen und
daraus zu lernen, inklusive Grundlagen, falls nötig. Findet
man nichts, dann sucht man eben in anderen Fächern. Oft gibt
es ähnliche Strukturen auf ganz anderen Gebieten, die schon
gelöst wurden.
Es kann hilfreich sein, einem Menschen davon zu
erzählen, der entweder überhaupt keine Ahnung hat aber
Intelligenz aufweist, oder der zwar Ahnung hat, aber nicht von
Elektronik, sondern von Physik
oder von einem ganz anderen Fach. Dieser Mensch sollte
grundsätzlich lebensfroh sein und gut
zuhören können. Ideal
wäre natürlich eine Unterredung mit jemandem der
über Vernunft verfügt, das ist jedoch leider sehr
selten.
Ein Chinesisches Sprichwort lautet: In der Frage liegt die Antwort.
Schreibe alle Fragen auf. Präzisiere die Fragen akribisch.
Schlüssele die Fragen auf, notfalls bis ins Kleinste. Wende alle
deine
Kraft und Zeit auf, um ein winziges Detail zu klären. Gehe zur
Not
alleine deswegen in die Bibliothek.
An dieser Stelle zeigt sich: Wo ein Wille (und ein offener Geldhahn)
ist, ist auch ein Weg.
Sobald man schließlich mit seinem Latein endgültig
am Ende
ist, beginnt die Meditation. Das ist das Beste, hat aber nichts mit Träumerei zu tun. Zu diesem Zweck
versetzt man sich in eine ruhige positive Stimmung. Dann stellt man
sich vor, die Aufgabe sei bereits vollkommen gelöst. Man
versetzt sich in diese mögliche Zukunft emotional. Aus dieser
konzentrierten Stimmung heraus entsteht eine geistige Spannung, die auf
die bisherigen Ergebnisse zumindest einen sanften Zug ausübt.
Dadurch werden alle Kräfte des Geistes gleichzeitig zielgerichtet aktiviert.
Vor dem geistigen Auge entsteht dann die Lösung. Dabei gibt es
drei Szenarien:
1. Die ganze Arbeit besteht darin, einen Zustand vollkommener
Konzentration zu erlangen. Die Lösung erscheint dann spontan
oder nach wenigen Minuten
2. Die Lösung ist komplizierter. Es dauert Tage oder Jahre bis
sich die Lösung zeigt.
3. Die Zeit ist noch nicht reif für diese Erfindung
Das Eigentümliche und ganz typische woran man erkennt,
daß die Meditation funktioniert hat ist, daß die
Lösung die Erwartung übertrifft. Das ist jedesmal so
und kann seltsamerweise nicht vorweggenommen werden. Das bedeutet
jedoch nicht zwingend, daß man auf ewig damit zufrieden ist,
sondern weitere Fortschritte sind möglicherweise noch offen.
Zum Schluß sollten wir nicht vergessen, daß gut Ding Weile hat.