8LSS27: Lautsprecher-Schutzschaltung
8 Transistoren, 27 Bauteile gesamt
Die Schaltung besteht
aus
einem DC-Detektor (T1-4), der nicht von mir entwickelt wurde, und aus
einer steuerbaren einseitig zeitverzögernden Kippstufe mit
automatischer Rückstellung (T5-8), die für
verzögertes
Einschalten sowie unverzügliches Abschalten der
Lautsprecherrelais
sorgt. Ein zusätzlicher Trafo wird nicht
benötigt. Die Schaltung ist für stereo
ausgelegt.
Sinn und Zweck
Hifi-Endstufen besserer Qualität haben eine symmetrische
Betriebsspannung. Das bedeutet, daß der
Masse-Anschluß (auf
den sich sowohl Eingang als auch Lautsprecher beziehen) nicht der
gleichspannungsmäßig negativste Punkt ist,
sondern den
Mittelpunkt zwischen Plus und Minus darstellt. Das Netzteil hat
demnach drei Anschlüsse: Plus, Minus und Masse, anstatt nur
Plus
und Masse. Die Mittelpunktspannung der Endstufe liegt also auf
Massepotential. Anders gesagt: im Ruhezustand ist die
Ausgangsspannung gegenüber Masse gleich null. Daher wird auch
kein
Auskoppelelko zum Sperren der Gleichspannung zum Lautsprecher
benötigt. Die tonfrequente Wechselspannung entsteht
durch
abwechselndes Durchsteuern der Gegentaktendstufe in Richtung positiver
und negativer Betriebsspannung, was an sich keinen Unterschied
gegenüber einer Endstufe mit einfacher Betriebsspannung und
Auskoppelelko macht. Große Auskoppelelkos mit ihrem endlichen
Leitwert in Richtung
tiefer Frequenzen entfallen also bei symmetrischer Betriebsspannung.
Die Dämpfung des Lautsprechers durch den Innenwiderstand der
Endstufe, sowie die Qualität der Tiefbässe sind nun
optimal.
Die
Zuverlässigkeit steigt, weil Elkos altern können;
ihre
Kapazität kann ertauben oder es kann unter
ungünstigen
Umständen nach längerer Lagerung und
plötzlicher voller
Spanung einen Kurzschluß geben.
Beim Einschalten würde es allerdings den gefürchteten
Einschaltplopp geben, wenn dieser nicht schaltungstechnisch
unterdrückt wird, was sich bei näherer Betrachtung
als
Umstand erweist. Viel gravierender ist noch das Risiko eines
Kurzschlusses in der Endstufe, sei es etwa durch durch Hitze
oder mechanische Einwirkungen. Um den Vorteil einer DC-
gekoppelten Endstufe zur Geltung zu bringen, sollte man eine
Schutzschaltung einbauen. Beim Einschalten wird der Lautsprecher
verzögert über ein Relais eingeschaltet. Wird eine
Gleichspannung am Lautsprecheranschluß detektiert, dann
schalten
die Lautsprecher sofort ab, sodaß sie
keinen Schaden nehmen können.
Die Funktion
Wenige Sekunden nach dem die Trafo-Sekundärspannung
vorhanden
und die Gleichspannung an den Ladeelkos hochgelaufen ist, schaltet das
Lautsprecherrelais ein. Nach dem Ausschalten der Netzspannung
fällt es praktisch sofort wieder ab, lange bevor die
Gleichspannung einen kritischen Wert erreicht. Auch verschiedene
Störungen führen zum sofortigen Abfallen des Relais:
*
bei einer
Gleichspannung von mehr als +- 0,6V auf der Lautsprecherleitung
*
ggf. schon bei
starker Übersteuerung des Verstärkers
(mit der Wahl des Vorwiderstandes beeinflußbar)
*
falls die
Betriebsspannung unter die eingestellte Relais-Betriebsspannung sinken
sollte und weiter fällt
*
wenn die
Trafo-Sekundär-Wechselspannung abfällt.
Die Schaltung wird direkt durch den Einschaltvorgang wieder
zurückgesetzt,
sodaß niemals Störungen aufgrund zu kurzer
Schaltzeiten
auftreten können. Die Relaisspannung wird zudem stabilisiert,
sodaß das Relais nie überlastet wird. Wenn der
Verstärker mit einer Gleichspannungsquelle betrieben werden
soll,
dann kann man einfach den Wechselspannungseingang der Schaltung mit +UB
verbinden.
Die Wahl der Bauteile
Sämtliche Bauteile sind auf Dauer leicht und billig
beschaffbar.
Die benötigte Relaisspannung richtet sich nach der zur
Verfügung stehenden Elko-Talspannung bei Vollast des
Verstärkers, in den die LSS eingebaut werden soll.
Für
einen
Trafo mit 2 x 24V~ eignet sich ein 24V-Relais am
besten. Mittels
einer
Regelschleife liefert die Schaltung jede gewünschte
Relaisspannung
in stabilisierter Form. Eine Z-Diode
wird jeweils auf die Relaisspannung abgestellt und eine zweite
genau auf
die Hälfte. Für T8 eignet sich jeder Transistor
mittlerer
Leistung, wie z.B. BD140 oder BD238. BD244 müßte
auch gehen. Der Transistor kommt normalerweise ohne Kühlung
aus
und wird kaum warm, außer, es handelt sich um ein besonders
schweres Relais oder eines mit im Verhältnis niedriger
Spannung.
Für Stereo kann man natürlich nach Belieben Relais in
Reihe
oder parallel schalten.
Die Kleinsignaltransistoren sind B-Typen; dies ist aber unkritisch.
Der getestete BD140 ist ein 16er Typ und auch unkritisch. Die Relais
sind für 30V/10A DC
Schaltleistung ausgelegt. Die Strombelastung der Schaltung ist bis
100mA getestet. Zu
beachten ist die Leistung der Widerstände R4 und R5: Ab einer
Betriebsspannung über 42V sollten 0,5 Watt -Typen eingebaut
werden.
Aufbau und Einbau
Mit C3 (33µF) kann die Einschaltverzögerungszeit
beeinflußt
werden.
Sie beträgt etwa 1s pro 10µF
. Sollte die
Schaltung
bei
lauter Musik schon ansprechen, dann
sollte man R1
und R2
erhöhen.
Bei großer Differenz
zwischen
Betriebsspannung und
Relaisspannung kann T8 heiß werden; dann sollte man einen
Kühlkörper spendieren. Der
„U~“ -
Anschluß des Moduls wird direkt an einen der
Anschlüsse des
Trafos, also vor dem Gleichrichter angeschlossen. Der
„+UB“
- Anschluß kommt an die +UB des
Verstärkers
(Ladeelko), es
wird also nur ein Pol der symmetrischen Betriebsspannung verwendet. Die
Anschlüsse „NF-L“ und
„NF-R“ kommen direkt
an die Lautsprecherklemmen.
Der Schaltplan der
Lautsprecherschutzschaltung 8LSS27 (neue Version):
Die Zeichnung ist überarbeitet worden, geändert hat
sich
nichts weiter, C4 ist eh unkritisch. Die "durchstochenen" Transistoren
T1 und T3 sind einfach nur mit ihrer Basis an die
durchgeführte
Leitung angeschlossen. Zeichnerisch ist das quasi als letztes Mittel
zulässig. Eine bessere Lösung finde ich nicht,
würde
sonst nur unübersichtlich werden.
-
Juni 2019
Schaltungsbeschreibung
Wenn +UB und U~ anliegen, dann wird U~ über D1 (1N4148)
einweg-gleichgerichtet und lädt über R3 (100k) den
Elko
C3
(33µF) auf. Da in diesem Moment alle Transistoren
der
Kippstufe sperren, liegt die Kathode C3 wenigstens
über R5
(2,2k)
verhältnismäßig zu R3 gegen Masse. Sobald
an T7 (BC546B) die U
BE (0,6V)
+ U
AK D1 (z.B.12V) erreicht werden, steuert T7
leicht durch. In der
Folge wird auch T8 (BD140) leitend. Über den Spannungsteiler
R4
(auch 2,2k) und R5, sowie C3 wird der Spannungsanstieg auf die Basis T7
mitgekoppelt und die Schaltung kippt gerade um. Bei Erreichen der
gewünschten Relaisspannung wird ZD2 (24V) leitend und wirkt
als
Gegenkopplung auf die Basis T6 (BC547). T6 stabilisiert dann die
gleichgerichtete U~ auf 13,2V (U
ZD + 2xU
BE
). Geglättet wird
diese
Spannung weiterhin durch den Ladeelko C3. Dieser hat nun an seiner
Kathode eine Spannung von 12,3V ([U
ZD2
+ U
BET6] / 2); somit
ist
er noch auf + 0,9 V aufgeladen, anders gesagt: C3 hat sich
über T8, den Spannungsteiler und T6, wie oben versprochen,
schon
beim Einschaltvorgang wieder entladen. Da die Mitkopplung nur kapazitiv
über C3 erfolgte, hängt der leitende Zustand der
Kippstufe
nun alleine von U~ ab. Sinkt seine Ladespannung nur
geringfügig
(nämlich weil U~ aus ist), dann geht T7 sofort aus und die
Schaltung kippt zurück in den Ursprungszustand. Sinkt aber UB
alleine (obwohl sie das nicht dürfte) einigermaßen
zügig, dann wird die sinkende Relaisspannung über C3
mitgekoppelt und alles ist aus. R8 ist wichtig, um eine
unerwünschte
Rückkopplung zu verhindern. Nebenbei sollen an ihm
0,6V
abfallen, um die Relaisspannung zu idealisieren und es ist es ein
Schutzwiderstand, falls es mal einen
Kurzschluß geben sollte. C5 bildet mit R8 ein
Dämpfungsglied
das
Störeinkopplungen und Schwingneigungen wirksam
unterdrückt.
D4 leitet den Leerlaufstrom des Relais ab. Sie sorgt für
Schutz
gegen Überspannung an T6, falls das verwendete Relais mehr als
40mA hat. R9 sorgt für einen definierten Kollektorstrom von T7
-
dadurch wird das Schaltverhalten merklich stabilisiert.
Lageplan:
Zur Beachtung: Die Kreuzungen sind ohne Punkt verbunden!
21.12.2020
Dank der Aufmerksamkeit eines
Lesers ist eine überflüssige Verbindung im Lageplan zwischen
T3 und T4 entdeckt worden. Nun ist sie beseitigt.
18.06.2022
1) Im Lageplan war R8 doppelt - es handelt sich um R9 - behoben.
2) Ein freundlicher Leser bemerkte, daß im Lageplan die
Freilaufdiode D4 nicht hinter R8 (15R) wie im Schaltplan, sondern
direkt am Relais angeschlossen ist. Das ist aber kaum von Bedeutung. Im
Schaltplan hat es so besser gepaßt und im Lageplan eben so. Ich
lasse es erstmal so.
.
...
Fortsetzung
Hinweise für den Betrieb mit einem 2x42V -
Trafo:
R4 = 4,7k
R5 = 4,7k
R1, R2 = 33k
C1, C2 = 47µ
C3 = 22µ
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Aktualisiert am 18.06 2022