10NFE42: Hifi-Endstufe
mit 10 Transistoren
Aktualisiert am19.01.2022
Netzbetriebene
Niederfrequenz-Endstufen klassifiziert man
schaltungstechnisch und in gewisser Weise auch
leistungsmäßig am besten nach der
Netztrafo- Wechselspannung,
da eine Endstufe für eine bestimmte maximale Betriebsspannnung
ausgelegt sein muß. Die Gleichspannung am Ladeelko ist als
klassifizierend nicht so gut geeignet, da dort die Talspannung und die
Spitzenspannung, also zwei verschiedene Werte auftreten.
Die Trafospannung ist der gemeinsame Nenner
und
sorgt für Klarheit beim Nachbau. 24V
eff
ergeben 29-34V
Gleichspannung, im Leerlauf sogar 35V. Diese Endstufe funktioniert auch mit 12V Gleichspannung.
Die
Ausgangsleistung
Die
Sinus- Ausgangsleistung der hier vorgestellten Schaltung
beträgt bei Betrieb mit einem 24V~ -Trafo ca. 10W an
8Ω und
20W
an 4Ω, die Impulsleistung erreicht 25W an 4Ω. Damit
sind die
verwendeten Transistoren optimal im linearen
Bereich ausgesteuert.
Bei geringerer Betriebsspannung können auch weniger als
4Ω
angeschlossen werden, wobei sich der Wirkungsgrad etwas verschlechtert. Man achte auf gute
Kühlung der Endtransistoren.
Die
Schaltungsart
Auch
diese Schaltung
geht auf eine urtümliches Konzept
zurück. Einige Verbesserungen gegenüber anderen
Schaltplänen dieser Art sind aber bestechend. Dazu
gehören:
- Transistoren moderner Bauart, die eine
höhere
und gleichmäßigere Stromverstärkung
aufweisen.
- Eine Konstantstromquelle die bei
gleicher
Aussteuerfähigkeit gegenüber der alten
Bootstrap-Schaltung
die Leerlaufverstärkung und die Linearität
erhöht.
- Eine polsymmetrische
Komplementärendstufe aus
zwei Compoundschaltungen, die man spannungsmäßig
höher
aussteuern kann, als die Darlington-Schaltung und die
Quasi-Komplementär-Schaltung.
- Eine
Überstrombegrenzung die an
Einfachheit nicht zu überbieten ist.
Die Schaltung ist der
zweite Schritt auf dem Weg vom Einfachsten zum
Edelsten, und auf 12V~ U
B wie beim kleineren Endstufen-Typ 6NFE27, folgt praktischerweise
24V~. Bei dem Konzept soll nicht am falschen Ende
gespart werden; es geht um bodenständige solide Technik,
weniger um Nostalgie.
Die
Endtransistoren
Als
Endtransistoren
würden BD243/ BD244 (0,20- 0,40 €)
zu dem
verhältnismäßig einfachen Aufbau passen.
Sie haben 6A
maximalen I
C und sind seit 1973
erhältlich. Moderner sind MJE
15030/31
(77€ct a.D.2010), diese haben 8A max. und bis 4A
noch
eine
relativ hohe Stromverstärkung von um die 100.
Funktionstest
Diese
Version ist als
Modul 2 x ins Reine gebaut worden. In mehreren
Funktionstests sind keine Probleme aufgetreten, jedenfalls keine
Schwingneigung und keine ungewöhnlichen Verzerrungen. Getestet
wurden alle Sinusfrequenzen von 20Hz bis 30kHz von 0V bis zur
Begrenzung, und zwar an einem stark
induktionsbehafteten Hochleistungsdrahtwiderstand, der sonst immer
wieder
Probleme macht, wo einige Lautsprecher schon einwandfrei laufen. Es
wurden dabei Impedanzen von ca. 0,01Ω bis 1kΩ durch
Anzapfungen hergestellt. Eine Klirrfaktormessung steht noch aus, aber
die Computer-Simulation ergab einen Wert von unter 0,05% Klirr bei
Vollaussteuerung an 8Ω.
Schaltplan
Die
Schaltung ist ähnlich wie die 12V- Mini-Endstufe
"6NFE27"
auf der vorhergehenden Seite konzipiert und stellt ihre logische
Fortsetzung dar. Durch die Verbundschaltung
(Compound-Schaltung) sieht
der
Verstärker die Ausgangslast nunmehr etwa 100 mal
schwächer
als bei der einfachen Ausgangsstufe. Entspechend geringer ist der
Klirrfaktor trotz höherer Ausgangsleistung. Die
Compound-Schaltung
ist linearer als die Darlingtonschaltung und kann um +- UBE
höher
ausgesteuert werden. Die thermische Stabilisierung der End-Transistoren mit
Transistor und Trimmer entspricht bereits der Technik die auch
für
sehr hochwertige Hifi-Verstärker eingebaut wird. Neu ist der
Thermofühlertransistor als PNP-Typ, dadurch wird Experimenten
zufolge eine bessere Temperaturstabilität erreicht und die
Emitterwiderstände konnten auf 0,33Ω verringert
werden.
Durch
den Auskoppelelko entfällt eine Lautsprecherschutzschaltung
und
das Gerät kann außerdem mit einer einfachen
Batteriespannung
betrieben werden.
Die Strombegrenzung
Die Strombegrenzung habe ich Ende 2010 entwickelt. Sie besteht aus T10,
D1 und D2. Bei 4A spricht sie an und kappt die Amplituden.
Sie wurde mit Null-Ohm-Kurzschlüssen getestet, bis die
Kühlkörper heiß wurden.
Leserfrage (1): Wie funktioniert die Strombegrenzung?
Der Schaltplan unten ist
für ein Simulationsprogramm vereinfacht und
überarbeitet worden. Dort sollte es einfacher
sein, durchzusteigen. Wenn der Lastwiderstand 4Ω
unterschreitet, fließen bei 35V UB bis zu 4A abwechselnd von den
Endtransistoren T9 und T10 (oben sind es T7 + T8) über die Emitterwiderstände R13 und
R14 zum Ausgang. Betrachten wir nur mal die positive Halbwelle des
Signals. Diese muß durch R13 hindurch und verursacht an ihm ein
Spannungsgefälle von
U = I x R; U = 4A x 0,33Ω = rund 1,3V. Als
nächstes vergegenwärtigen wir uns, daß am Thermoregler
konstant ca. 1,3V anstehen, also zwischen den Basen der Transistoren T7
und T8. Wenn nun T2 versucht, T7 und T9 noch weiter durchzusteuern,
dann hat er die 1,3V vom Thermoregler und die Durchlaßspannung
von D2, also 0,7V + 1,2V =
1,8V zur Verfügung. Zur Basis-Emitterstrecke T7 von ca 0,6V addiert sich nun aber 1,32V. Das sind
zusammen 1,92V.
Irgendwo reicht es also nicht mehr ganz für 4A weil D3 unten
festhält, denn R14 ist ja ohne Laststrom und verbindet D3 mit der
Last. Merke: Immer die gegenüberliegende Diode leitet. T3
verhindert nun noch zusammen mit R7, daß T2 überlastet. Das
ist eine weitere Konstantstromquelle. Insgesamt verfügt die
Schaltung somit über drei Konstantstromquellen . Ich hoffe ich
konnte alle Klarheiten beseitigen. Vielleicht verbessere ich den Text
eines Tages noch.
Bild oben: Fourier-Analyse bei Vollaussteuerung an 8 Ohm.
Hinweise
Der Schleifer des Potis sollte vorsichtshalber mit dem Emiter-Ende
verbunden sein, damit es keinen Kurzschluß gibt, falls der
Schleifer mal keinen Kontakt hat.
Der passende Trafo
hat 2x12V / 3,33A / 80VA. Hier ist die Schaltung für
den
Klangregler,
und da ist die Schaltung für die
Einschaltstrombegrenzung
Fortsetzung folgt...
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