6NFE26: 3W-Endstufe
Dieser Verstärker soll mit so wenig Aufwand wie
möglich ausreichend Dampf in
gediegener
Technik bereitstellen. Ein Hochpegelsignal (z.B. vom
Tonbandgerät,
CD-Spieler, MP3-Player, Memostecker oder sonstigem Rechenwerk) soll auf
eine
mindeststandardmäßige Lautsprecherleistung
verstärkt
werden, sodaß kleine Boxen mit ca. 10l Volumen ausgesteuert
werden
können. Der folgende Verstärker mit der
Identifikation "6NFE"
ist der beste einfache Transistorverstärker mit Endstufe den
man sich
denken
kann. Die Schaltung ist für Einsteiger am besten
geeignet.
Das Grundprinzip ist zwar nicht neu, aber diese Variante ist
von mir
entnostalgisiert worden, das heißt: gute alte einfache
Technik
wurde verbessert, ohne sie künstlich aufzublähen und
ohne das
bisher erreichte zu verschlechtern. Das Gerät funktioniert und
erfreut seit 2008 einwandfrei.
Der Schaltplan
enthält die klassische
Schaltungstechnik der 1. Generation von Transistorverstärkern;
das
ist die erste vernünftig funktionierende Schaltung gewesen.
Davor
gab es nur stark unsymmetrische Schaltungen die ohne Last
überhaupt nicht funktionierten oder
Übertragerschaltungen die
für Transistoren eigentlich & normalerweise
unangemessen sind.
Die Version verwendet die einfachste Ruhestromeinstellung die es gibt,
bestehend aus D1 und R7. Außerdem ist keine
Bootstrapschaltung
vorhanden wie in den 1960er- und 1970er- Jahren üblich,
sondern
eine vernünftige Konstantstromquelle mit zwei Transistoren (T5
und
T6). Es ist ja schon sehr lange her, daß man mit Transistoren
sparen mußte. So ist es optimal und der Klirrfaktor ist
dreimal
besser (siehe Oszillogramm unten).
Die
Funktion
Mit RP1 (10kΩ) wird die
Lautstärke
eingestellt. R2 (2,2kΩ) dient einerseits als Schutz vor
Überlastung
des Transistors T1 (BC547B) und andererseits zusammen mit C2 (220pF)
als Tiefpaß gegen Hochfrequenzeinstreuung. C3
(1µF/16V) ist
ein Koppelkondensator der die Gleichspannung an der Basis T1 vom
Eingangsanschluß fern hält. R5 (4,7kΩ) und
C1
(100µF)
bilden zusammen einen Tiefpaß gegen Betriebsspannungsbrummen.
R3
(150kΩ) und R4 (220kΩ) ergeben einen
Spannungsteiler für die
Einstellung der Mittelpunktspannung am Ausgang, wobei R5 mit
einzurechnen ist; dabei ist auch die BE- Spannung von T1 zu
berücksichtigen. T1 fungiert als Differenzverstärker
-
einfacher geht es nicht; dabei ist die Qualität hervorragendt.
Selbst wenn harmonische Verzerrungen entstehen, werden sie nicht als
so störend empfunden. Ein unsymmetrischer Aufbau
begünstigt
nämlich eher "die guten" geradzahligen Oberwellen. Die
Verstärkung wird über den
Gegenkopplungsspannungsteiler aus
den Widerständen R8 (470Ω) und R7
(47Ω)
(durch
deren Quotienten) eingestellt; C4 (220µF) entkoppelt dabei
die
Mittelpunktspannung vom Massepotential. Zur
Verstärkungserhöhung kann man R8 erhöhen und
R7 erniedrigen, dabei C4 vergrößern.
T2
(BC557B) erledigt die Spannungsverstärkung. Sein
differentieller
Kollektorwiderstand wird durch die Konstantstromquelle aus T5 (BC547B),
T6 (BC547B) und R10 (56 Ohm) sehr groß. Damit wird die
Linearität verbessert und die Leerlaufverstärkung
angehoben.
Die Ausgangstransistoren T3 (BD139) und T4 (BD140) sorgen für
die
anschließende Stromverstärkung.
Der Aufbau
Die Schaltung kann auf
Punktrasterplatine aufgebaut werden und kommt am besten in ein
Metallgehäuse. Dabei ist darauf zu achten, daß kein
Betriebsstrom über die NF-Abschirmung fließt, da
dort sonst
Brummanteile mit eingekoppelt werden. Deswegen ist
die
Betriebsspannnung auch gegenüber vom Eingang angeschlossen,
damit der
Endstufenstrom nicht über die Masseleitung auf der Platine
fließt. Im Zweifelsfall laufen die Masseleitungen alle auf
einem
Punkt zusammen. Die Diode D1 wird direkt an das Beinchen des
Transistors T3 gelötet. Damit ist schon eine ausreichende
Ruhestromstabilisierung gewährleistet. Die beiden
Endtransistoren
werden z.B mit je einem 8x8mm Vierkant-Aluminiumstab gekühlt;
diese
haben eine große Wärmekapazität
für
Leistungsspitzen. Als sekundäre Energiequelle dient ein
ungeregeltes 12V/1A - Steckernetzteil. C7 (4,7mF) ist auf dem
Modul nur ein 10nF-Kondensator; der Elko ist zumindest bei der
Stereoausführung im Netzteil.
Für Anfänger
noch der Hinweis, daß die Kühlflächen der
Endtransistoren keinesfalls miteinander verbunden werden
dürfen
(daher hier einfach getrennte Kühler), da sie mit dem
Kollektor
verbunden sind.
Klirrfaktor
Der Klirrfaktor liegt
bei 1% mit
einer Ausgangsleistung von 3W an 8Ω; bei 0,5W sind es nur
0,1%. Er
wurde mit einer Behelfsschaltung eingeschätzt. Wenn
man auf
Linearität
größeren Wert legt, dann sollte man eine
Lautsprecherimpedanz von 8Ω nicht unterschreiten, denn die
Stromverstärkung von bipolarenTransistoren sinkt
spätestens
bei ihrem halben Nennstrom stark ab, wie auch aus dem Datenblatt des
jeweiligen Herstellers hervorgeht. Dadurch wird dann die
Spannungsverstärkerstufe niederohmiger belastet, was wiederum
zu
einer geringeren Leerlaufverstärkung und mithin zu
höherem
Klirrfaktor führt.
Das Oszillogramm zeigt die Differenz zwischen Original und
Ausgangssignal bei einem 1kHz Sinussignal. Darunter desgleichen, aber
unter Verwendung einer Bootstrap-Mitkopplung
anstelle einer KSQ bei der ansonsten gleichen Schaltung.
Belastbarkeit
und
Kühlung
Bei einer
Betriebsspannung von 17V im
Leerlauf wird auf Anschlag (10% Begrenzung) eine Ausgangsleistung von
3W an 8Ω erreicht. Soll der Verstärker dauernd 3W
Sinusleistung
liefern, dann sollte man nochmal über eine
großzügigere
Dimensionierung der Kühler nachdenken; dann könnte
man auch
gleich 18V UB stabilisiert anschließen. Natürlich
ist auch
Batteriebetrieb möglich. Den Betrieb an einem
4 Ω-Lautsprecher
hat die Schaltung auch schon längere Zeit überlebt.
Die BD
139/140 -Transistoren können bis zu 1,5 A vertragen,
kurzzeitig
sogar noch mehr.
Für
höhere Leistung
Für eine
höhere
Ausgangsleistung braucht man eine höhere Betriebsspannung. Bei
entsprechender Kühlung könnte man noch 24V
anschließen
und käme damit auf eine Ausgangsleistung von rund 8W an
8Ω.
Die
Transistoren wären damit an der Grenze ihrer Belastbarkeit
angelangt. Für mehr Leistung sollte die Ausgangsstufe daher mit zwei
zusätzlichen stärkeren Transistoren erweitert werden.
Fourieranalyse
Eine neuerliche Fourieranalyse zeigt sogar noch deutlich bessere Werte,
jedenfalls an 8Ω ohmscher Last:
UB= 18V; I
R= 4mA; ua=
13,75Vss; R
L= 8Ω; fo= 1kHz
Aktualisiert am 4.3.2020